Biomüll kompostieren, das klingt eher nach Kompost-Tonne im Garten als nach einer nachhaltigen Lebensweise für die Wohnung in der Stadt. Mit der Wurmkiste können aber auch Menschen, die in den urbanen Ballungsgebieten wohnen, ihren eigenen Biomüll kompostieren.
Aber sollten wir uns nun alle freiwillig Würmer in die Wohnung holen? In diesem Ratgeber geht es um die Vorteile einer Wurmkiste und natürlich auch um Hygiene und Kompostierung. Keine Sorge also, auch Menschen mit ausgeprägten Phobien müssen keine Angst vor den Wurmkisten haben.
Was genau ist eine Wurmkiste?
Eine Wurmkiste ist zunächst einmal genau das, was der Name schon beschreibt: Es handelt sich dabei um eine Holzkiste, in der - je nach Größe - mehrere tausend Würmer leben. Wurmfarm oder Wurmkompost wird so eine Kiste auch genannt, Angler nutzen solche Kisten beispielsweise auch als Zuchtfarm für frische Köder.
Bei den Würmern in der Wurmkiste handelt es sich um sogenannte Kompostwürmer, die ähneln im Aussehen kleinen Regenwürmern, in der Regel kommt dabei der Eisenia foetida zum Einsatz. Weiter relevant ist die genaue, biologische Klassifizierung der Würmer nicht. Schließlich geht es vor allem darum, was die Würmer können. Die Würmer fressen organische Abfälle und scheiden Wurmhumus aus. So erhalten Besitzer einer Wurmkiste gleich einen Vorrat an natürlichem Pflanzendünger, der voller Mikroorganismen und natürlicher Nährstoffe ist. Das ist gleichermaßen praktisch für Zimmerpflanzen oder aber Kräuter und Blumen auf dem Balkon.
Im klassischen Urban Gardening können so ganze Kreisläufe entstehen, bei denen Kräuter und Küchengemüse durch den Wurmhumus mit Nährstoffen versorgt werden und deren Abfälle gleichzeitig der Wurmkiste neuen Kompost geben.
Der Geruch der Wurmkiste - Alles andere als Ekelhaft!
Wer Wurmkisten noch nicht kennt, hat oftmals ein falsches Bild von der Form der Kompostierung. Diese läuft nämlich in der Wurmkiste nahezu geruchlos ab, weil Sauerstoff in den Prozess eingebunden wird. Eine Wurmkiste ist nämlich, anders als ein klassischer Küchenmülleimer für den Biomüll nicht luftdicht abgeschlossen. Daher entsteht weder die unangenehme Feuchtigkeit, noch der "gammelige" Geruch von Küchenabfällen, die so viele Menschen am Biomüll ekelhaft finden.
Statt des von vielen Menschen erwarteten Gestanks verströmt die Wurmkiste also eher den Duft der gerade kompostierenden Abfälle - das kann Gemüse sein oder der Geruch von gemähtem Gras, Kaffee
oder aber Laub. Der Geruch erinnert eher an einen Waldspaziergang und fällt auch meist nur dann auf, wenn die Kiste geöffnet wird. Wurmkisten stinken nicht, wer sich dennoch am dezenten Geruch
stört, kann die Kisten im Frühling und Sommer auch auf den Balkon stellen. Allerdings sollten Besitzer einer Wurmkiste auf konstante Temperaturen achten, optimal sind Temperaturen um die 20°C
ohne direkte Sonneneinstrahlung - selbst wenn die geschlossene Wurmkiste geschützt ist.
Aus Biomüll wird Pflanzendünger - so ökologisch ist der Prozess
Zuhause den Biomüll zu trennen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Allerdings steckt hinter dem Biomüll auch ein logistisches System, bei dem viel CO2 etwa durch die Abholung entsteht. Gleichzeitig wird der Müll häufig in Biogasanlagen entsorgt, die ebenfalls betrieben werden müssen. Hinter all dem steht eine Industrie, die zwar Ressourcen schont, aber dennoch Ressourcen braucht.
Die Wurmkiste funktioniert da anders und hilft dabei, den Biomüll zu reduzieren und gleichzeitig durch den zu erntenden Humus kostenlosen Dünger zu produzieren. Außerdem sind Wurmkisten für den Haushaltsgebrauch recht kompakt und lassen sich als Hocker nutzen. Bei einer gut konstruierten Wurmkiste (auch der Marke Eigenbau) besteht natürlich auch keine Gefahr, dass die Würmer die Küche übernehmen. Die Würmer müssen also nur dann kurz gesehen werden, wenn der Abfall direkt entsorgt wird und selbst dann halten sich die kleinen Kompostwürmer eher unter der Oberfläche. Angst und Ekel muss also niemand entwickeln, meist ist die Wurmkiste nur ein unauffälliger Hocker aus Holz.
Was darf in die Wurmkiste - was nicht?
Ideal für die Kompostierung in der Wurmkiste geeignet sind:
- Kaffeesatz oder Teesatz
- Eierschalen
- Bambus
- Papier
- Karton und Pappe
- Laub
- Haare
- Blumen
- Unkraut
- Kräuter
- die meisten Obst- und Gemüsesorten
- Schnippelabfälle
Um auf Nummer sicher zu gehen, dass die Würmer die Küchenabfälle unbeschadet überstehen, sollte nur ungespritztes Obst und Gemüse in der Wurmkiste landen, andernfalls könnten eingesetzte Pestizide den Würmern nachhaltig schaden.
Allerdings sind einige Dinge auch für die Wurmkiste tabu (vor allem, weil diese zu schnell gammeln). Dazu gehören:
- Milchprodukte
- Fleischreste
- Schimmel
- Zitrusfrüchte
- beschichtetes Papier
- Reste gekochter Speisen
- Katzenstreu
Auch Besitzer einer Wurmkiste kommen also nicht ganz um den Biomüll herum, können ihre Bioabfälle aber zumindest stark reduzieren.
Besitzer einer Wurmkiste sollten vor allem darauf achten, nicht zu viele Küchenabfälle auf einmal zu entsorgen, denn sonst kommen die Würmer mit dem Kompostieren gar nicht nach. Bei einer konstanten Abfallproduktion (wie es im Haushalt eben realistisch ist) passt sich die Wurmpopulation aber der Versorgung mit Nahrung an. Außerdem kann man den Würmern unter die (nicht vorhandenen) Arme greifen, indem die Abfälle leicht mit Erde oder einer angefeuchteten Zeitung bedeckt werden. Die dunkle und feuchte Atmosphäre macht den Würmern die Arbeit besonders leicht.
Was muss sonst noch beachtet werden?
Ist die Kiste zu trocken, kann diese ganz einfach mit einer Sprühflasche mit Wasser benetzt werden, so erhalten die Würmer die notwendige Feuchtigkeit. Ansonsten ist eine Wurmkiste aber nicht besonders wartungsintensiv, selbst größere Mengen an Küchenabfällen ergeben nur kleine Mengen Kompost. Regelmäßiges "Ernten" ist also nicht notwendig.
Das Abtragen des Humus läuft von Modell zu Modell unterschiedlich ab, meist besitzen Wurmkisten dafür mehrere Kammern. Die Würmer werden vor dem Verwenden des Humus einfach in eine neue Kammer umgesiedelt und die Erde wird der vollen Kammer entnommen. Der Humus kann dann beim Umtopfen direkt mit Pflanzenerde vermischt werden oder aber er wird als Trockendünger mehrere Zentimeter dick auf die Erde gelegt, so dass die Nährstoffe beim Gießen einsickern.
Die Wurmkiste ist also auch in kleineren Wohnungen ein Nutzmöbel mit echtem Mehrwert und hilft bei der Kompostierung und der Verwertung organischer Abfälle.
Fazit
Was sich im ersten Moment eklig anhört ist ein absolut nützlicher Gegenstand in der eigenen Wohnung. Bioabfälle werden auf natürlichem Wege zu Humus umgewandelt und kann direkt für die eigenen Pflanzen als Dünger verwendet werden. Die modernen Wurmkisten sehen dabei auch noch schick aus und können als Sitzmöglichkeit in der Küche oder im Vorratsraum verwendet werden. Der angenehme Geruch der Wurmkomposter bringt zudem auch noch einen natürlichen Flair in die Wohnung.